Blut, Haut und Juwelen in Bewegung
Jänner 14, 2024|IV
In Wien hergestellte Rohrpostsysteme, die Druckluft und Teilvakuum nutzen, um Kapseln geräuschlos und mit unglaublicher Geschwindigkeit von A nach B zu befördern, beschleunigen die Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern auf der ganzen Welt – und machen auch in anderen Branchen, in denen kleine, wertvolle Materialien sehr, sehr schnell bewegt werden müssen, von sich reden. Lernen Sie Sumetzberger kennen, das traditionsreiche Wiener Unternehmen, das hinter der hochmodernen Technologie steht, über die Sie wohl noch nie nachgedacht haben.
Der klinisch helle, weiße Ausstellungsraum hat große Ähnlichkeit mit dem Set eines Science-Fiction-Films. Dutzende von durchsichtigen Rohren mit einem Durchmesser von etwa 20 Zentimetern fließen die Wände hinauf, kreuzen die Wege in Umlenkungen an der Decke und gleiten hinunter in mehrere Ladestationen, deren Türen von blinkenden Lichtern und LED-Bildschirmen umrahmt sind. Das ist die Ing. Sumetzberger GmbH, ein Unternehmen, das – obwohl über 100 Jahre alt – mit hochmodernen Rohrpostsystemen in Krankenhäusern, Flughäfen und mehr von sich reden macht.
Für Uneingeweihte klingen Rohrpostsysteme (PTS) altmodisch, ein Rückgriff auf die Mitte des 19. Jahrhunderts, als Städte wie Paris, London, Berlin und New York riesige unterirdische Netze unterhielten, die alles von Liebesbriefen bis hin zu Sandwiches schneller durch die Stadt transportierten, als Karren fahren oder Füße tragen konnten. Im Laufe der Jahrzehnte gab es immer billigere und schnellere Möglichkeiten, Nachrichten zu versenden, so dass Mitte des 20. Jahrhunderts die meisten kommunalen PTS-Netze stillgelegt wurden.
Walter Sumetzberger sen. übernahm 1958 das gleichnamige Elektroinstallationsunternehmen seines Onkels, zwei Jahre nachdem das Wiener Rohrpostnetz stillgelegt worden war. Er wählte wider Erwarten den richtigen Zeitpunkt, um alles auf eine Technologie zu setzen, die langsam am Verschwinden war.
„Er hatte Weitsicht und Geduld“, erklärt sein Sohn, der ebenfalls Walter Sumetzberger heißt und seit Anfang 2023 CEO ist. „Größere Unternehmen wurden vielleicht abgeschreckt, weil die Technologie kein Goldesel war, zumindest nicht am Anfang. Es ist ein Entwicklungsprozess, der Geduld und eine gewisse Leidenschaft für das Thema erfordert. Sie müssen sich sagen: „Okay, ich glaube an dieses Produkt, es ist etwas Großartiges, etwas Nützliches.“
Schließlich beförderten pneumatische Röhren immer noch Bargeld von den Tresoren der Banken zu den Kassierern und brachten Papierzettel zwischen Büros und Fabrikhallen hin und her. Es war eine gute Wette: In den nächsten 65 Jahren baute er ein globales Unternehmen auf, das seine Systeme in Asien, Lateinamerika, Nordamerika und Europa verkauft. „Heute“, sagt Sumetzberger, „retten wir damit sogar Leben.“
Aufbau einer intelligenten globalen Marke
Sumetzberger Systeme werden heute überall eingesetzt, von Flughäfen und Bergwerken bis hin zu einem Lagerhaus des Juweliers Tiffany und transportieren alles, von Bargeld bis zu Edelsteinen, von Viehsperma bis zu Mineralproben. Der größte Wachstumsmarkt sind allerdings Krankenhäuser. Spezielle antimikrobielle Hüllen transportieren empfindliche Blut- und Gewebeproben über komplexe Netzwerke in Sekundenschnelle, viel schneller als ein Mensch es je könnte. Darüber hinaus identifizieren ihre Systeme den Inhalt der Kapseln und beurteilen, ob sie für weitere Analysen geeignet sind. Und in Krankenhäusern rettet Technologie, die Zeit spart, Leben.
„Wir installieren 10.000 Ladestationen pro Jahr“, sagt Peter Friedrich, Direktor für Automatisierung und Rohrpostsysteme. Das wäre noch vor ein paar Jahren unvorstellbar gewesen. Jede Woche wird irgendwo ein Sumetzberger-System in Betrieb genommen.“
Heute beschäftigt das Familienunternehmen Sumetzberger fast 250 Mitarbeitende und arbeitet mit etwa 90 Partnerunternehmen auf der ganzen Welt zusammen, von denen die meisten ausschließlich ihre Systeme verkaufen und installieren. „Wenn wir diese Mitarbeiterzahlen mitzählen würden“, so Friedrich, „wäre das ein ganz schön großes Unternehmen.“
„Wir bringen immer das nötige Engagement und den Willen zum Erfolg mit. Wenn Sumetzberger etwas herstellt, wird es auch funktionieren.“
Innovation mit Beständigkeit
Das Unternehmen hält etwa 20 Patente. Im Ausstellungsraum zählen Sumetzberger und Friedrich einige der Erfindungen des Unternehmens auf: ergonomische Stationen, Desinfektionskapseln, ein sogenanntes „Energieübertragungssystem“, die „Auto-Entlade-Technologie“, das spezielle "Track-and-Trace-Scansystem". In diesen Tagen investiert das Unternehmen, das teilweise von der Wirtschaftsagentur Wien finanziert wird, in virtuelle Maschinen und Cloud-Lösungen sowie in maßgeschneiderte Logistik für verschiedene medizinische Bereiche.
„Die Prozesse, die in unseren Rohrpostanlagen ablaufen, sind zunehmend personalisiert“, sagt Sumetzberger. „Das bedeutet, dass wir einerseits Transparenz und andererseits Datensicherheit brauchen. Was in unseren Systemen passiert, muss klar sein – aber nur für diejenigen, die es wissen sollten.“
Langfristige strategische Partnerschaften mit Laborketten, Krankenhäusern und Herstellern sind der Schlüssel. „Wir bringen immer das nötige Engagement und den Willen zum Erfolg mit“, sagt Friedrich. „"Wenn Sumetzberger etwas herstellt, wird es auch funktionieren. Wir sehen vielleicht keine große Gewinnspanne, aber wir bringen zu Ende, was wir anfangen.“
Und diese Einstellung treibt auch die Innovation voran. „Sicherlich haben uns einige Projekte ins Schwitzen gebracht“, lacht Sumetzberger. „Aber das Know-how, das wir gewinnen, macht sich innerhalb von fünf Jahren bezahlt – oft sogar noch schneller.“
„Es gibt so viel Schönes in Österreich. Unsere Kultur und unsere Lebensqualität machen, dass die Leute gerne zu uns kommen. Wir sagen: 'Kommt her!' – und sie kommen.“
Stetiger Nachschub an Wissen
Es ist keine leichte Aufgabe, einen konstanten Bogen der Innovation zu spannen. „Man muss Mitarbeitende mit dem richtigen Know-how finden“, sagt Sumetzberger. „Das haben wir in Wien, nicht nur dank den Universitäten, sondern auch wegen der HTL-Ingenieure, deren Ausbildungsweg uns die richtigen Techniker:innen liefert."
In Österreich können qualifizierte Jugendliche an den so genannten HTL-Fachschulen studieren, die ein hohes Maß an angewandten technischen und mathematischen Kenntnissen vermitteln, so dass die Absolvent:innen sofort in eine Lehre in Unternehmen wie Sumetzberger einsteigen oder an eine technische Universität gehen können – oder beides. „Wir haben derzeit 40 Lernende und wir hatten gerade eine Sitzung, in der wir beschlossen haben, dass dies immer noch der beste Weg ist, um unser technisches Personal auszubilden“, erklärt Friedrich und merkt an, dass einige Topmanager auf diese Weise angefangen haben. „Unser Bereich ist so spezifisch, dass wir nicht einfach Leute auf dem Markt finden können.“
Sumetzberger ist typisch für eine ganze Klasse von österreichischen Unternehmen, die bei einem oder zwei spezifischen, hochtechnischen Produkten Weltmarktführer sind. Mit Ausnahme von Red Bull, so Friedrich, sei Österreich nicht wirklich für Massenmarktprodukte eingerichtet oder bekannt, sondern eher für Produkte, „die einen wirklich hohen Innovationsgrad in Kombination mit Spezialisierung haben. Unter den Herstellern von Rohrpostsystemen ist Sumetzberger als das führende Unternehmen bekannt.“
Der Ruf des Unternehmens zieht Kunden an – und der Firmensitz in Wien schadet auch nicht. „Es gibt so viel Schönes in Österreich. Unsere Kultur und unsere Lebensqualität machen, dass die Leute gerne zu uns kommen“, sagt Friedrich. „Wir sagen: 'Kommt her!' – und sie kommen.“
Sumetzberger
Leistungen der Wirtschaftsagentur Wien
Gefördert im Programm Innovation 2022 und 2017
Förderung InnovationGefördert im Programm Roadmaps Digitaler Humanismus 2022
Gefördert im Programm Innovate4Vienna 2020
Förderung InnovationGefördert im Programm Home Office 2020
Gefördert im Programm Shared Facilities 2019
Gefördert im Programm Sachgüter 2017 und 2011
Gefördert im Programm Internationalisierung 2014
Förderung Internationaler MarkteintrittGefördert im Programm Life Sciences 2011
Gefördert im Programm Patients in Focus 2009
Förderung HealthcareGefördert im Programm INNOVA 1999 und 2000
Förderung InnovationGefördert im Programm Healthcare 2018
Förderung Healthcare