ImageBiopsy Lab: Wiener KI verändert die Radiologie
November 5, 2025|KW
Wie ein Wiener MedTech-Unternehmen Routinearbeit in der muskuloskelettalen Diagnostik automatisiert – und damit Qualität, Tempo und Vergleichbarkeit von Befunden erhöht.
Als Richard Ljuhar 2016 ImageBiopsy Lab gründete, war die Idee klar: Künstliche Intelligenz soll Ärzt*innen bei der Auswertung von Röntgenbildern des Bewegungsapparats entlasten – von Knie und Hüfte bis Wirbelsäule und Fuß. Ziel ist eine objektive, nachvollziehbare Befundung, die Krankheits- und Behandlungsverläufe messbar macht und Therapieentscheidungen unterstützt.
A Family Affair: Von der Forschungsidee zum Produkt
Richard Ljuhar, Gründer und CEO von ImageBiopsy Lab, ist promovierter Maschinenbauer der Technischen Universität Wien. Während seines Studiums arbeitete er in den USA bei einem Medizintechnikunternehmen – dort lernte er die Welt der bildgebenden Diagnostik kennen, eine Erfahrung, die ihn nicht mehr losließ.
Zurück in Wien forschte Ljuhar gemeinsam mit seinem Vater an verschiedenen Projekten. Eines davon befasste sich mit der Vorhersage von Frakturrisiken bei Osteoporose. „Wir entwickelten neuartige Algorithmen, die es ermöglichten, aus herkömmlichen Röntgenbildern Informationen über die Knochenstruktur abzuleiten“, erzählt Ljuhar. Aus diesem Projekt entstand eine Vision: künstliche Intelligenz gezielt für die medizinische Bildanalyse einzusetzen– um Diagnosen objektiver, schneller und vor allem reproduzierbarer zu gestalten.
Mit Unterstützung der Wirtschaftsagentur Wien sowie der aws wagte Ljuhar dann den Schritt in die Gründung von ImageBiopsy Lab.
Was mit fünf Mitarbeitenden begann, ist heute ein internationales Team aus rund 27 Expert*innen aus Technik, Medizin, KI-Forschung und Qualitätsmanagement.
„Für innovative Life-Sciences-Unternehmen ist Wien ein idealer Nährboden. Hier kann man Forschung, Technologie und Unternehmergeist ideal verbinden.“
Richard Ljuhar
Mit KI zum Erfolg
Die zugrunde liegende Technologie der Software von ImageBiopsy Lab basiert auf maschinellem Lernen – also darauf, dass Computer aus Beispielen vorheriger Fälle lernen. Tausende Röntgenbilder, von Ärzt*innen manuell markiert, dienen als Trainingsdaten: Sie zeigen der Software, wo etwa Gelenkspalten, Knochenwinkel oder Brüche liegen. Das System lernt, ähnliche Strukturen in neuen Bildern automatisch zu erkennen und zu vermessen. Die Lösungen von ImageBiopsy Lab erkennen in Sekundenschnelle relevante Strukturen, messen definierte Parameter und erzeugen einen strukturierten Analysebericht – standardisiert und reproduzierbar. So entsteht eine belastbare Grundlage für Diagnostik, Verlaufskontrolle und Therapieentscheidungen.
Willkommen im Zoo von ImageBiopsy Lab
Heute hat ImageBiopsy Lab sieben zertifizierte Module ((MDR/TÜV SÜD, teil auch von der US-FDA) auf dem Markt. Sie decken zentrale anatomische Regionen wie Knie, Hüfte, Wirbelsäule oder Fuß ab und liefern standardisierte Analyseberichte, die in radiologischen und orthopädischen Praxen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingesetzt werden. Installiert „on-premise“ laufen sie im Hintergrund und liefern Zusatzinformationen direkt zum Bild.
Bekannt sind die Produkte auch für ihre ungewöhnlichen Namen: KOALA, LAMA, HIPPO, SQUIRREL, FROG und FLAMINGO. Was spielerisch klingt, folgt einer klaren Logik.
„Unser erstes Produkt hieß KOALA – das stand für Knee Osteoarthritis Labeling Assistant“, erklärt Ljuhar. Der Name kam im Team so gut an, dass Image Biopsy Lab das Schema fortgeführt hat. Heute sind alle Module Teil des „IB Lab Zoo“ – eines digitalen Ökosystems für muskuloskelettale Diagnostik.
Wien als Innovationsstandort
Der Weg von der Forschung zum klinischen Einsatz war anspruchsvoll – und zugleich ein Paradebeispiel für Wiener Innovationskraft. Nur zwei Jahre nach der Gründung erhielt ImageBiopsy Lab seine erste FDA-Zulassung (Food and Drug Administration USA, damit wird ein Produkt/Arzneimittel für den Markt in den Vereinigten Staaten zugelassen). Kurz darauf folgte die MDR-Zertifizierung (Medical Device Regulation für den EU-Markt) – ein Meilenstein, der den internationalen Anspruch des Unternehmens unterstreicht. Noch wichtiger als diese Erfolge sind für das Unternehmen aber die Rückmeldungen aus der Praxis: Radiologinnen, Orthopäden und Klinikleitungen berichten, dass die Software nicht nur Zeit spart und Arbeitsabläufe erleichtert, sondern Befunde auch präziser und somit verlässlicher macht.
Richard Ljuhar ist überzeugt: Wien bietet für Life-Sciences-Unternehmen optimale Bedingungen: exzellente Forschungseinrichtungen, eine starke Förderlandschaft und einen kontinuierlichen Talentnachschub. Für ihn war besonders die Unterstützung in der Gründungsphase seines Unternehmens wertvoll: persönliche Beratung, flexible Förderinstrumente und enge Vernetzung.
Ein weiterer Vorteil: Der Wettbewerb um Fachkräfte ist hier geringer als in Städten wie Berlin oder Zürich, während das akademische Umfeld hochqualifizierte Talente liefert.
„In zehn Jahren wird kaum noch ein Röntgenbild ohne KI-Analyse auskommen – nicht, um Ärzt*innen zu ersetzen, sondern um sie zu stärken.“
Richard Ljuhar
Der Blick nach vorn
Das Team von ImageBiopsy Lab versteht sich als Brücke zwischen KI-Entwicklung und medizinischer Praxis. Der Austausch zwischen Forschung und Produktdesign ist zentral: Wissenschaftliche Validierung und regulatorische Sicherheit gehen Hand in Hand mit kreativer Innovationsfreude.
In Zukunft will das Unternehmen seine Plattform weiterentwickeln – hin zu einer intelligenten, vernetzten Diagnostiklösung, die internationale Standards setzt. KI wird, davon ist Ljuhar überzeugt, zum festen Bestandteil medizinischer Bildgebung werden – als Werkzeug, um Menschen länger gesund und aktiv am Leben teilhaben zu lassen.
ImageBiopsy Lab GmbH
Leistungen der Wirtschaftsagentur Wien
2018 gefördert in der Förderung Healthcare
Mehrfach gefördert in der Förderung Innovation
Förderung InnovationGefördert in der Förderung Internationalisierung
Internationaler MarkteintrittMehrfach beraten durch Expert*innen der Wirtschaftsagentur Wien
Beratungen für Gründer*innen und Unternehmen